Verliebt sein - eine Sünde oder das Kostbarste
auf der Welt ? Warum sagt jeder "Ich liebe Dich", warum
gehen wir so verschwenderisch damit um ?
Das in unserer Gesellschaft weitverbreitete Idealbild der "wahren
Liebe" stützt sich meist auf unser Wissen aus romantischen
Filmen oder Liebesromanen: Zwei Menschen verlieben sich, gehen miteinander
durch dick und dünn, sind stets ehrlich zueinander, sind sich
einander treu, haben niemals das Verlangen nach einer anderen Person
und leben unzertrennlich und glücklich bis an ihr Lebensende.
Ein Blick in die Realität - sei es die eigene, die der Eltern
oder die der Freunde - offenbart uns meist ein anderes Szenario. Was
genau ist also diese sagenumwobene, geheimnisvolle "wahre Liebe"?
Gibt es sie überhaupt oder ist sie tatsächlich nur Gegenstand
romantischer Fantasien und Träume?
Nur allzu schnell gestehen wir einem anderen Menschen: "Ich liebe
dich". Angesichts der vielen Beziehungen, die nach kürzester
Zeit wieder scheitern, gehen wir scheinbar viel zu leichtfertig und
verschwenderisch mit diesem Versprechen um. In einem Moment können
wir es tatsächlich fühlen und meinen, im anderen können
wir erkennen, dass wir uns vielleicht geirrt haben. Es gibt wohl keine
Faustregel, die besagt, wann man merkt, dass man wirklich verliebt
ist oder wie lange man warten sollte, bis man einem anderen Menschen
seine Liebe gesteht. Aber vielleicht könnten wir uns etwas mehr
Mühe geben, auf unsere Gefühle zu hören, bevor wir
übereifrig Emotionen überinterpretieren.
Ebenso, wie mit der Liebe, verhält es sich mit Werten und Prinzipien,
die in Beziehungen und Ehen gelten. Selbst den erfolgreichsten Paaren,
die angeben verliebt und sehr glücklich miteinander zu sein,
kann es passieren, dass Werte wie Treue, Moral, Ehrlichkeit und Vertrauen
sich wandeln und nach einiger Zeit nicht mehr das gleiche bedeuten,
wie zu Anfang der Beziehung. Plötzlich ist man eher bereit, dem
Partner etwas vorzuenthalten, ihn anzulügen oder sogar zu betrügen,
obwohl man sich sicher ist, ihn und keinen anderen zu lieben. Oder
man spielt mit dem Gedanken, eine offene Beziehung zu führen
und schon gerät die einst so kostbare Zweisamkeit ins Wanken.
Groß angelegte Umfragen haben ergeben, dass der vorrangige Grund
für offene Beziehungen und heimliche Seitensprünge nicht
die mangelnde Verliebtheit, sondern die sexuelle Unzufriedenheit in
der eigenen Beziehung ist. Besonders in Langzeitbeziehungen bleiben
demnach zwar die Liebe und der Respekt voreinander bestehen, doch
es schleichen sich Gewohnheit und Langeweile ein. Auch abgesehen vom
sexuellen Aspekt, sind es häufig die Defizite in einer Partnerschaft,
die der Fremdgeher mit dem Seitensprung zu kompensieren versucht.
Um die Entfremdung in einer Beziehung zu verhindern, sind Offenheit
und Ehrlichkeit das A und O. Es gibt immer einen Weg, das Feuer der
Liebe wieder neu zu entfachen. Allerdings ist die Hürde, ehrlich
mit dem Partner über die eigenen Bedürfnisse zu sprechen
oft groß. Die Angst abgelehnt zu werden hält viele davon
ab, dem Partner mitzuteilen, dass ihnen in der aktuellen Beziehung
etwas fehlt. Aber kann man überhaupt noch von Liebe sprechen,
wenn man an einem solchen Punkt angekommen ist? Oder macht gerade
die gemeinsame Überwindung schwieriger Zeiten die Liebe aus?
Was bedeutet Verliebtsein für Sie?