Die uralte Frage, ob der Mensch eigentlich für Monogamie geschaffen ist
Ein treuer Partner, wie wir Menschen ihn haben oder uns wünschen,
wäre in der Welt der Säugetiere eine ungewöhnliche Ausnahme.
Es gibt in etwa 5000 Arten von Säugetieren, von diesen bilden nach
heutigem Wissen lediglich ca. 4 Prozent lebenslange, monogame Partnerschaften.
Aus biologischer Sicht unterscheidet man zwischen zwei Arten der Monogamie:
der sozialen und der sexuellen Monogamie. Bei der sozialen Monogamie
bilden zwei Individuen ein Paar, um sich fortzupflanzen und den Nachwuchs
großzuziehen, haben aber neben der Partnerschaft noch sexuelle Beziehungen
zu anderen Individuen.
Bei der sexuellen Monogamie gilt das gleiche Paarverhalten, allerdings
ohne sexuelle Kontakte zu dritten Individuen. Überträgt man dies mal
auf die Menschen, dann wäre ein Mann mit nebenehelichen Affären, der
aber jeden Abend heimkehrt, um seinen Kindern eine Gutenachtgeschichte
zu erzählen, sozial gesehen monogam. Aussagen von Evolutionspsychologen
zufolge, wären die Herren der Schöpfung eher zu Polygamie und außerehelichem
Sex veranlagt, schon allein aus dem Grund, weil die Evolution es ihnen
vorgibt, ihre Gene in größtmöglicher Menge zu verbreiten. Aber auch
aus dem einfachen Reiz heraus, mit vielen Frauen Sex zu haben. Wohlbekanntlich
sind sowohl Frauen als auch Männer stets auf der Suche nach einem
Partner mit den bestmöglichen Genen zur gemeinsamen Reproduktion.
Die verpflichtenden Partnerschaften zwischen Mann und Frau (oder auch
gleichgeschlechtlich), wie wir sie heute kennen, entwickelten sich
vor langer Zeit, einigen Meinungen zufolge, für das Wohlergehen der
Kinder. Heute sehen Wissenschaftler das sexuell und sozial monogame
Paarverhalten bei Menschen eher als einen sozialen als einen natürlichen
Drang an. Das würde bedeuten, rein natürlich und unabhängig von sozialen
und gesellschaftlichen Konventionen gesehen, sind wir Menschen eine
polygame Spezies.
Doch in unseren Kulturkreisen geht Polygamie, wenn es sich nicht gerade
um offene Beziehungen oder Prostituierte handelt, stets mit negativen
Assoziationen einher und wird nur in Form von Fremdgehen oder Seitensprüngen
ausgeübt - meist hinter dem Rücken des Partners. Das führt zwangsläufig
zu der moralischen Frage, wo Treue anfängt und wo Treue angebracht
ist. Bei Callboys und Callgirls, zum Beispiel, ist Polygamie an der
Tagesordnung, doch Kunden, die sie besuchen missbrauchen mitunter
das Vertrauen ihres Partners, sprich, sie werden untreu. In anderen
Kultur- und Glaubenskreisen, oder auch in alten Mythen und geschichtlichen
Dokumentationen ist Polygamie durchaus angesehen und alltäglich. Beispiele
dafür sind der Harem der arabischen und fernöstlichen Kultur oder
die ägyptische Kultur, die zu Zeiten Kleopatras die Polygamie legalisierte.
Monogamie und Polygamie sind eine Charakterfrage und auch eine Frage
der Erziehung. Den Partner mit anderen zu teilen ist nicht jedermanns
Sache, aber in unserer Natur liegt es der Wissenschaft zufolge allemal.